Kennt ihr das? Man hat sich fest etwas (z.B. Studium, Beruf, Fitness, usw.) vorgenommen und dies zum baldigen Ziel gesetzt und alles deutet auf ein positives Schaffen hin und boooooom der ganze Plan ist jetzt nur noch Bestandteil des Papierkorbs. Wieder einmal hat man knapp etwas nicht bestanden oder die begehrte Stelle nicht bekommen oder das gewünschte Gewicht nicht erreicht. Wieder einmal eine ganze Portion: Frust, Enttäuschung, Wut und Demotivation ungefragt serviert bekommen – richtig unnötig, zeitlich unpassend und sowieso ist das alles unbrauchbar, wie das meiste, was kostenlos als Beilage mitkommt. Dabei hat man doch so strebsam daraufhin gearbeitet, so viel Zeit, Fleiß und Selbstdisziplin aufgebracht und man war kurz vor der Ziellinie. Wem geht es auch so oder hat so eine Situation schon ein- oder vielleicht zweimal durchgemacht?
Ich kann nur für mich sagen, dass ich im Laufe meines Lebens immer wieder solche ‚beinah-geschafft- Momente‘ erlebt habe und jahrelang jedes Mal nicht schlauer war mit dieser Situation umzugehen. Ich war so sauer – Frust und Enttäuschung hatten sich schnell in Wut umgeschlagen – dass ich mich als nächstes damit beschäftigt habe den Grund bzw. den Schuldigen für den unerwarteten Misserfolg zu finden. Und in meinem Fall war das jedes Mal Gott – so habe ich das zumindest bis jetzt immer gesehen. Gott war schuldig für den entstandenen Chaos in meinem Leben. Einzig und allein Gott. Die Erklärung war einfach: Gott wusste doch, dass ich das unbedingt wollte und ohne dem vorerst nicht großartig weiter komme. Ich habe doch gebetet und Gott klar gemacht, wie sehr ich diese Stelle wollte. Er ist doch ein allwissender Gott und sowieso der allmächtigste. Er hätte doch ahnen können, dass mir das sehr am Herzen lag und dass ich sehr viel dafür getan, um dieses Ziel zu erreichen. Wie konnte er das zulassen?! Das Klagelied könnte ich auf Moll so weiter singen…
Jeder, der jemals auf ein ‚Wunder‘ gewartet hat, weiß, dass Wunder wie eben Duden das definiert: “außergewöhnliches, den Naturgesetzen oder aller Erfahrung widersprechendes und deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht oder übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen, Ereignis, das Staunen erregt” nicht passieren, wenn man sicher von einem Ergebnis ausgehen kann. Denn dann wäre es ja kein “Wunder” mehr. Meist spricht man von einem ‚Wunder‘, wenn etwas entgegen den Erwartungen oder Wahrscheinlichkeiten positiv stattfindet oder geschehen ist.
Im alltäglichen Leben als Christ sollte man wissen, dass Gott nicht der Verantwortliche ist für Entscheidungen, die wir als Individuum treffen. Klar, er ist ein allwissender und allmächtiger Gott, aber er hat uns nicht als seine Marionetten erschaffen, sondern als Menschen mit eigenem Willen. Natürlich weiß er, dass wir uns ärgern, wenn unsere Wünsche nicht erfüllt werden. Aber was wäre er für ein Gott, wenn er jeden unserer Wünsche in Erfüllung gehen lässt, nur weil wir meinen, wir hätten dafür lang genug gebetet und es endlich verdient. Dann wären wir vermutlich als Kinder alle nur mit Zahnproblemen unterwegs bei den ganzen kindlichen ‚Schokoladen-Wünschen‘.
Gott ist wohl ein Wundermacher, aber sicherlich keiner, bei dem man sich eine personalisierte Wundertüte bestellen und abholen kann. Wie auch Jesus Christus dazu berufen und auserwählt war, als Mensch auf dieser Welt zu leben mit allen menschlichen Herausforderungen, so gibt es auch für uns auch kein VIP Ticket für ein ‚pain-free living‘.
Gott hört unsere Gebete. Das tut er. Aber er kennt auch schon das ganze Bild von unserem Leben, während wir mit jeder Erfahrung und mit jeder Entscheidung ein neues Puzzlestück von uns finden und es langsam nach und nach zu einem ganzen zusammenbauen. Klar, für den Moment denken wir, dass allein wäre das einzig Richtige für unser Leben gerade hier und jetzt und meinen, Gott müsste das doch auch wissen, wenn nicht sogar besser. Und genau, das ist es. Er weiß es besser. So bleibt uns nichts übrig als mit solchen ‚beinahe-Momente‘ umzugehen und das bester aus der Situation zu machen. Denn Gott ist nicht Schuld, wenn es dir schlecht geht. Er weiß es und es tut ihm auch weh, aber er weiß auch, dass Du aufstehen und weiterkämpfen wirst. #warrior
Das bedeutet nicht, dass wir nicht mehr beten brauchen, aber Gebet bedeutet ebensowenig, dass das, was wir im Gebet Gott fragen, auf unserer Menükarte unbedingt steht. Manchmal müssen wir halt ein anderes Gericht aussuchen und merken vielleicht später, das war gar nicht mal so schlecht. Gott ist eben (k)eine Wundertüte.